Ray Wylie Hubbard genießt Legendenstatus in der Roots-Welt, gilt als einer der ersten, "echten" musikalischen Outlaws, in frühen Jahren oft in einem Atemzug mit Jerry Jeff Walker oder Willie Nelson genannt. Vor rund 2 Jahren veröffentlichte der "alte Haudegen" mit "Co-starring" ein famoses, überaus kraftvolles und erdiges Album voller toller Songs, bei denen ihn eine Horde hochkarätiger Gäste, unterstützten. Das Werk fand viel Beachtung, erntete herausragende Reviews und "schrie" quasi kurz nach seiner Veröffentlichung schon nach einer Fortsetzung. Und tatsächlich, hier ist sie nun, heißt "Co-starring too" (schönes Wortspiel) - und präsentiert den "Hauptdarsteller" und seine Gäste mit einem Resultat, das den ersten Teil fast noch in den Schatten stellt. Was für ein fantastisches Album! Abermals hören wir ein größtenteils mächtig brodelndes Elixier aus grundehrlichem, rauem, dreckigem Rootsrock, Americana, Outlaw Countryrock und bluesigem Texas-Rock, gespickt mit äußerst namhaften Wegbegleitern und Gästen, die dem Protagonisten mit ihren durchweg exzellenten Beiträgen die gebührende Ehre und den allergrößtem Respekt entgegenbringen. Das bärenstarke Songmaterial kommt überwiegend sehr kraftvoll, kernig und rockig. Zu seinem typischen, rauen, oft fast sprechenden Gesang (er singt zuweilen wie die Mischung aus einer männlichen Lucinda Williams, Tony Joe White und einem staubigen Johnny Cash) hören wir eine herrlich southern-infizierte, genauso bluesige, wie rootsige und countryaffine, sehr rockige Begleitung aus fetten, lauten E-Gitarren, Slidegitarren, und staubigen Acoustic-Gitarren, auf Basis ein kernig groovenden Rhythmussektion. Obwohl es, wie gesagt, zumeist sehr elektrisch, dynamisch und rockig zugeht, eröffnet Hubbard das Album mit einer geradezu hinreißend schönen, voller Texas-Charme steckenden Countryballade, dem umwerfenden "Stone blind horses", vielleicht eine der besten Nummern, die Hubbard je geschrieben hat. Sein "alter Kumpel" Willie Nelson ist hier der Duett-Partner, der sich ebenfalls in brillanter Verfassung präsentiert. Die Instrumentierung aus u. a. Wurlitzer Piano, Accordion und herrlicher Pedal Steel (Lloyd Maines) harmoniert perfekt mit dem Gesang der beiden. Eine begnadete Nummer! Es folgt ein Highlight nach dem nächsten. Zu den erwähnten, dampfenden Rockern zählen beispielsweise, das laute, straighte, voller satter E-Gitarren steckende, fulminante "Naturally wild" mit Lzzy Hale, Frontfrau der amerikanischen Metalband Halestorm, das raue "Only a fool" mit Austin's weiblichen Garagenrockern The Bluebonnets, der erdige, dreckige Rootsrocker "Even if my wheels fall of", bei der die großartigen Red Dirt-Akteure Wade Bowen, Randy Rogers und Cody Canada (Cross Canadian Ragweed) mitwirken, oder der kraftvolle Gitarren-Rootsrocker "Fancy boys" mit Hayes Carll, James McMurtry und Dalton Domino als Gäste. Ganz groß kommen auch der sehr knackige, dreckige und staubige Americana-/Alternative Countryrocker "Hellbent for leather" (Gast: Steve Earle), sowie, der das Album erstklassig abschließende, groovige und dezent bluesige, erdige, mit zündenden, variablen Gitarren inszenierte Outlaw-Rootsrocker "Desperate man", den Hubbard zusammen mit der exzellenten The Band Of Heathens performt. Trotz der beeindruckenden Anzahl von tollen Kollaborateuren, die durchaus eine markante Rolle spielen, behauptet sich Hubbard jederzeit im Rampenlicht, und selbst wenn er das Mikrofon vorübergehend an jemand anderen überlässt, so ist er nie zu weit "vom Zentrum der Bühne" entfernt. Alle Musiker ergänzen sich fantastisch und bringen jede Menge Leidenschaft und Feuer mit. Das ist jederzeit zu spüren. Ray Wylie Hubbard, dieser urige, so großartige "alte Kauz" und seine vielen Freunde präsentieren sich in wirklich blendender Verfassung. "Co-starring too" ist Ray Wylie Hubbards 18. Album - und wie der Vorgänger, ist es ein verdammt starkes! Ganz ganz großes Kompliment an den ewig jungen, "alten" Outlaw!
Das komplette Tracklisting:
1. Stone Blind Horses (feat. Willie Nelson) - 3:45
2. Groove (feat. Kevin Russell & The Shiny Soul Sisters) - 4:00
3. Only A Fool (feat. The Bluebonnets) - 4:18
4. Hellbent For Leather (feat. Steve Earle) - 3:08
5. Naturally Wild (feat. Lzzy Hale & John 5) - 3:14
6. Fancy Boys (feat. Hayes Carll & James McMurtry & Dalton Domino) - 3:09
7. Texas Wild Side (feat. The Last Bandoleros) - 3:58
8. Even If My Wheels Fall Off (feat. Wade Bowen & Randy Rogers & Cody Canada) - 3:36
9. Pretty Reckless (feat. Wynonna Judd & Jaimee Harris & Charlie Sexton & Gurf Morlix) - 4:13
10. Ride Or Die (Montar O Morir) (feat. Ringo Starr & Lucas Hubbard & Steve Lukather & Eliza Gilkyson & Ann Wilson) 3:44
11. Desperate Man (feat. The Band Of Heathens) - 4:53
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