Southern Outlaw Country-Legende Hank Williams Jr. ergründet mit seinem erstklassigen, neuen Album "Rich White Honky Blues" neue, kreative Pfade und liefert unter der Regie von Produzent Dan Auerbach (The Black Keys) ein ordentlich dampfendes, dreckiges, raues, ungemein authentisches, waschechtes Blues-Album ab, dessen Fundament tief im Hill Country Blues, der ja auch in der DNA der Black Keys verankert ist, im Southern Blues und im County Blues liegen. Brodelnd southernrockige Blues-Tracks und Boogies, wunderbar raue, dreckige E-Gitarren und die Vibes eines R.L.Burnside bestimmen das Album. Hank Jr. mit einer prächtigen Leistung!
Hier die überaus zutreffend formulierte Original-Rezension zu diesem Werk von Daniel Daus, dem Herausgeber des exzellenten, sehr geschätzten und informativen Webzines "Sounds Of South" (ein Blick unter www.sounds-of-south.de lohnt sich immer):
Hank Williams Jr. ist einer der letzten wahren Haudegen, der Outlaw Country- und Southern Rock-Szene. Geboren unter der musikalischen Bürde, sich als Sohn eines der beliebtesten Country-Musiker der USA profilieren zu müssen, ist es ihm schon frühzeitig gelungen, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten. MIt „Rich White Honky Blues“ veröffentlicht er nun sein sage und schreibe 57. Studioalbum!
Für den Protagonisten, der während der langen Zeit ja schon durch so einige Tiefen gegangen ist, laufen die 20er-Jahre bis dato auch nicht gerade glücklich. Erst die Tochter bei einem tödlichen Autounfall verloren, dann das Ableben seiner Ehefrau Mary Jane Thomas, mit der er 31 Jahre verheiratet war, das steckt auch ein Hank Williams jr. vermutlich nicht so einfach weg.
Wie sooft dient dann eine musikalische Verarbeitung des Schmerzes als beste Medizin. Und was ist da besser geeignet als der Blues. Auf der Scheibe interpretiert er in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Dan Auerbach (The Black Keys), Klassiker aus seinen eigenen Fundus und von Genre-Größen wie Robert Johnson, Lightnin‘ Hopkins, R.L. Burnside, Muddy Waters und Big Joe Turner.
Wenn man den Begleitinfos Glauben schenken darf, muss Williams am ersten Tag der Aufnahmen ziemlich mies gelaunt im Studio aufgetaucht sein („Ich habe keine Lust auf diesen Scheiß!“). Als er allerdings dann dem Slide-Gitarristen Kenny Brown, den R.L. Burnside mal als „seinen Adoptivsohn“ bezeichnete, dem Bassisten Eric Deaton und dem Schlagzeuger Kinney Kimbrough, dem Sohn der North Mississippi Blues-Legende Junior Kimbrough, bei ihrem Treiben zuhörte, war der Ehrgeiz dann wohl doch geweckt (oder sein oft in den Songs zitiertes Alter Ego Thunderhead Hawkins hatte ein Machtwort gesprochen).
Neun der insgesamt zwölf Stücke sind dann auch Paradebeispiele dafür, wie der Blues in den Südstaaten von weißen Musikern interpretiert wird. Charismatischer Gesang, routinierte Rhythmusgebung in allen Variationen und Tempi sowie E-Gitarren bis zum Abwinken, hier besonders als Freudenfest für Liebhaber des Slidespiels, das so gut wie in jeden Track mehrfach integriert ist, sei es mit Fills oder Soli.
Vieles erinnert mich an die frühen Zeiten von ZZ Top (u. a. „Georgia Woman“, „Short Haired Woman“, „Rock Me Baby“ oder das „Dust My Broom“-ähnliche „TV Mama“), das Titelstück „Rich White Honky Blues“ hat was von „T For Texas“ (in der Skynyrd-Variante).
Aus dem Rahmen fallen der Opener „44 Special Blues“, wo Hank in Countrymanier ohne sonstige Beigaben nur zu Akustikgitarrenbegleitung singt, der einzige ‚modern‘ klingende Song „I Like It When It’s Stormy“, ein echtes Southern Rock-Highlight und zugleich mein Favorit des Werkes und am Ende mit „Jesus Will You Come By Here“ ein typischer Gospel, in dem Williams den Erlöser bittet, ihm Gnade zu schenken, um Trost und Vergebung zu säen.
„Rich White Honky Blues“ beweist eindeutig, dass Hank Williams Jr. auch im Blues seine Hausaufgaben gemacht hat. Nach mürrischem Anfang merkt man mit zunehmender Dauer, wie er von Song zu Song mehr Spaß entwickelt, zum instrumentellen Wirken seiner Mitstreiter, den gewohnt großen Zampano zu markieren. Das Werk wurde dann letztendlich in nur drei Tagen eingespielt. Von Musik scheint tatsächlich eine verdammt große Heilungskraft auszugehen… (Daniel Daus / www.sounds-of-south.de)
Das komplette Tracklisting:
1. .44 Special Blues - 1:59
2. Georgia Women - 4:05
3. My Starter Won't Start - 3:15
4. Take Out Some Insurance 3:58
5. Rich White Honky Blues - 3:56
6. Short Haired Woman - 4:54
7. Fireman Ring The Bell - 5:28
8. Rock Me Baby - 3:58
9. I Like It When It's Stormy - 3:20
10. Call Me Thunderhead - 4:04
11. TV Mama - 4:05
12. Jesus, Won't You Come By Here - 2:51
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