Hoch ansprechendes, durchaus ein wenig als experimentell zu bezeichnendes, aber ganz großartiges, neues Werk der aus Florida stammenden und in den Country-, Alternate Country-, Americana- und Roots-Kreisen rund um Nashville überaus geschätzten und angesehenen Singer-Songwriterin Elizabeth Cook. Seit rund 20 Jahren lebt sie mittlerweile in Nashville, wo es ihr schon sehr schnell und früh gelang, die Unterstützung und Wertschätzung einiger der größten Namen der dortigen, "heiligen" Music Community zu gewinnen, darunter solche Schwergewichte wie beispielsweise Dwight Yoakam, Rodney Crowell und Buddy Miller. All diese genannten Personen waren auch bei ihrem überragenden, wegweisenden 2010er-Werk "Welder" involviert. 10 Jahre später bricht sie mit "Aftermath" einmal mehr aus den traditionellen Nashville Country-Gefilden aus, ohne ihre Country-Roots aber zu leugnen. Ihr fantastisches, innovatives, sehr persönliches Songmaterial, mit dem sie einmal mehr ihr recht kompliziertes Leben aufarbeitet, wirkt sehr retro, gleichzeitig aber absolut auf der Höhe der Zeit und befindet sich eher auf der Alternate Country- und Americana-Route. Opulent produziert mit viel Hall, hören wir psychedelische Einflüsse voller Effekte und nehmen einen fetten "Cosmic"-Touch wahr. Ähnlich wie beispielsweise eine Margo Price löst sich Elzabeth Cook von jeglichen musikalischen Zwängen, geht mit einer Art "I don’t give a f@ck"-Einstellung ihren ganz eigenen Weg. Gleich der Opener des Albums, "Bones", ein leicht spaciger, dazu schön kernig rootsiger, kraftvoll stampfender Rocker, ist eine ganz starke Vorstellung von Miss Cook und ihren exzellenten Musikern - laut, frech, pulsierend. Herrlich poppig, mit einem gewissen Augenzwinkern (Cook fühlt mit den vielen, "flüchtigen" Pop-Sternchen, die sich die Industrie für ihren Profit heranzieht und formt), kommt das eingängige, radiotauglich melodische "Perfect girls of Pop", instrumentiert mit wunderbaren "shimmering guitars", inkl. eines tollen, poppigen Pedal Steel-Solos. Cook's Countrywurzeln kommen erstmals beim wunderschönen "Daddy, I got love for you" so richtig zum Vorschein. Die Nummer vermittelt ein gewisses Townes van Zandt'sches "Pancho & Lefty"-Flair, erinnert ein wenig an Emmylou Harris. Kommt in einem opulent produzierten Western-Ambiente mit Streichern und starker Steelguitar. Auch "Bayonette" hat eine gewisse Countrybasis, doch diese ist eingebunden in einen schön rootsigen, fast schon Little Feat-mässigen Groove mit einer starken Instrumentierung aus klimperndem Piano und zünftigen E-Gitarren. Ganz stark auch der melodische, mit Fiddle, herrlicher Pedal Steel und kernigen E-Gitarren (die beiden letzteren jeweils mit tollem Solo) westenmässig und cineastisch inszenierte Countryrocker "These days", der klassische, absolut traditionell verwurzelte Honky Tonker "Stanley by God Terry", der kraftvolle, ein schönes Southern-Feeling ausstrahlende Countryrocker "Thick Georgia woman" mit seinem feurigen Slideguitar-Solo, wie auch die mit klangvollen Keyboards und toller Pedal Steel in Szene gesetzte, wunderbar traditionelle Countryschnulze "Two chords and a lie", die durch ihr "alternatives" Arrangement aber total "hip" klingt, u.s.w., u.s.w.! Das Album wurde produziert von Butch Walker, gemixed von John Sinclair und gemastert von Whynot Jansveld. Cook komponierte sämtliche Songs selbst. Ihre Begleitmusiker sind u.a. Butch Walker (acoustic and electric guitar, keys, percussion, drum machine, electric mandolin, background vocals), Herschel Van Dyke (drums, percussion), Steve Duerst (bass, percussion, background vocals), Andrew Leahey (electric guitar, background vocals), Whit Wright (steel guitar, Dobro), Aaron Embry (keys) und Patrick Warren (strings) - alle große Klasse. "Aftermath" ist ein sehr ambitioniertes, exzellentes Album von Elizabeth Cook - ein dickes Statement, im Bezug auf ihre Persönlichkeit, ihre große musikalische Klasse verbunden mit absoluter Unabhängigkeit. Eine imposante Vorstellung!
Das komplette Tracklisting:
1. Bones - 3:29
2. Perfect Girls of Pop - 3:27
3. Bad Decisions - 4:42
4. Daddy, I Got Love for You - 4:18
5. Bayonette - 4:38
6. These Days- 4:27
7. Stanley by God Terry - 5:16
8. Half Hanged Mary - 4:13
9. When She Comes - 2:49
10. Thick Georgia Woman - 4:12
11. Two Chords and a Lie - 4:03
12. Mary, The Submissing Years - 5:24
|