Ein Debütalbum direkt mal so eben auf Platz Eins der Billboard Country Charts zu setzen, ist schon eine tolle Sache, zumal Dustin Lynch an den meisten Kompositionen auch selbst beteiligt war. Klar ist aber auch, dass dieser Erfolg, was den Nachfolger betrifft, gerade für so einen jungen Burschen ernormen Druck erzeugen kann. Für sein zweites Werk galt es jetzt für ihn und alle Beteiligten in seinem Umfeld wohlüberlegt zu agieren. Bei seinem Label Broken Bow Records entschied man sich, die Herausforderung offensiv anzunehmen und ganz im Stile ihres Flagschiffes Jason Aldean eher weiter ordentlich zu "klotzen", als auf die Bremse zu treten. Dustin Lynch's brandneue CD "Where It’s At" lässt mit satten 15 neuen Songs keine Wünsche offen und hievt den aus Tullahoma, Tennessee stammenden 29-Jährigen in den Status der Stadion-tauglichen Top New Country-Interpreten dieser Zeit. Ein Album voller kraftstrotzender, radiotauglicher Songs, die bestens dazu geeignet sind, Massen zu begeistern, aber auch mit einigen schönen Breaks dazwischen, welche die eher traditionell ausgerichtete Klientel des Genres überraschen wird. Das Produzenten-Erfolgsgespann vom Vorgänger, Brett Beavers und Luke Wooten, wurde diesmal nur noch bei drei Titeln ("Halo" - schöner verspielter Gute Laune-Track; "All Night" - schöner Midtemposong mit Powerrefrain und den zur Zeit bei vielen Künstlern der Szene angesagten, integrierten Whoa-Yeah-Crowd-Harmonie-Gesängen; und dem schön sensibel mit einer Mandoline, E-Gitarren-Fills und einer herrlich weinenden Steel bestückten "Your Daddy’s Boots", bei dem der zukünftige Ehemann seiner Angetrauten verspricht, in die großen Fußstapfen des geliebten Schwiegervaters zu treten) involviert. Der Rest blieb diesmal dem aus dem Jason Aldean-Umfeld bekannten Mickey Jack Cones vorbehalten, der sich hier auch instrumententechnisch und mit Backgroundgesängen einbringt. Der setzte diesmal mehr auf Fremd-Kompositionen von arrivierten und angesagten Hitschreibern wie Ashley Gorley, Matt Jennings, Ben Hayslip, Rhett Akins, Marv Green & Co., lässt aber Dustin auch bei einzelnen Stücken, wie dem euphorischen "To The Sky", der Powerballade "Sing It To Me", der Ode an das einfache Countryleben "She Wants A Cowboy" (erinnert ein wenig an Glenn Campells Hit "Rhinestone Cowboy"), und dem mit einem von Bruce Hornsby-/Phil Vassar-infizierten Piano aufwartenden "Middle Of Nowhere" auch seine kreative Ader ausleben. Auch bei den Musikern wurde kräftig am Personalkarussell gedreht. Diesmal geben hauptsächlich Lonnie Wilson (Drums) und Mark Hill (Bass) den Rhythmus vor, während Troy Lancaster und Mickey Jack Cones die vorzügliche E-Gitarrenarbeit (klasse Soli sowie starke Hintergrund- und Fill-Arbeit) erledigen. Lediglich Mike Johnson durfte wieder sein Steel-Können einbringen und bildet über die gesamte Spielzeit mit den übrigen Gitarren ein kongeniales Gespann. Der Opener "Hell Of A Night" legt direkt höllisch los (wuchtiger E-Gitarren-geführter New Country-Mainstream) und gibt auch prinzipiell die Richtung für den fast durchgehend cabriotauglichen Rest des Silberlings mit den dezent eingestreuten Durchatmern vor. Auch der Single-Einstieg mit dem sommerlich-frohlockenden, Bro Country-angelehnten Titelstück "Where It’s At" lässt sich schon mal gut an und hat sich in den Top-10 mit steigender Tendenz eingenistet. Fazit: Das zweite Album von Dustin Lynch wird mit einer hohen Rate an Hitsingles die Nashville-Charts ordentlich aufmischen. Er ist auf dem besten Weg, so prophezeiten wir es auch schon beim Vorgänger, den etablierten "Platzhirschen" Trace Adkins, Jason Aldean, Blake Shelton, Luke Bryan & Co. den Rang abzulaufen. Toller Bursche dieser Dustin Lynch! (Daniel Daus)
Das komplette Tracklisting:
1. Hell of a night
2. To the sky
3. Halo
4. After party
5. Where it´s at
6. Mind reader
7. Right where we want it
8. She wants a cowboy
9. Sing it to me
10. All night
11. Middle of nowhere
12. World to me
13. What you wanna hear
14. Your daddy´s boots
15. American prayer
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