Auch das ist Country, wunderbarer Country! Alternativ, tief verwurzelt in Traditionen, aber Lichtjahre vom polierten Nashville-Mainstream entfernt! Hal Ketchum, wer erinnert sich nicht an seine großen Hits in den Neunzigern wie "Small town Saturday night", "Mama knows the highway", "Sure love", u.s.w., hat sich mit einer "Bande" von "A-List string players" im Hauptraum der Curb-Aufnahmestudios in Nashville "verbarrikadiert", um in dieser intimen Atmosphäre innerhalb von nur 2 Tagen eine herrlich unverfälschte, von purer Natürlichkeit, viel Wärme und Gefühl geprägte "Live in the Studio"-Scheibe einzuspielen, ohne Overdubs, ähnlich wie seinerzeit die legendären "Direct To Disc"-Vinyl-Pressungen. Wie herrlich retro! Mit seinen Mitstreitern Bryan Sutton (lead acoustic guitar), Russ Pahl (guitar, dobro, banjo, steel), Dennis Crouch (bass), Aubrey Haynie (fiddle, mandolin), Darrell Scott (guitar), Eddie Bayers (drums, percussion), Paul Leim (drums, percussion) und ein paar Background-Vokalisten präsentiert Ketchum 14 durchweg großartige, sehr niveauvolle Songs in einem unbeschwerten, lockeren, akustischen "stripped down" Full Band-Arrangement, deren Vielseitigkeit sich in der Integration vieler Stilelemente entfaltet. Americana-, Ramble-, Southern-, Blues-, Folk,- Ranchera-, Swing- und Gospel-Elemente vereinen sich genüßlich zu einer Art "Singer-Songwriter-/Storytelling-Country", der einen voller Spannung in seinen Bann zieht. Bereits von dem Opener "Invisible" an, das ungemein locker und leicht dahin fließt, mit einer herrlichen Instrumentierung aus akustischen Gitarren, zurückhaltender Steelguitar, Fiddle und lässigem Percussion-/Conga-Spiel, wird dieser schön rootsige, natürliche, gleichzeitig überaus angenehme Unterschied zum Nashville Country-Alltag deutlich. Hat, allein durch den exzellenten, viel Spirit verbreitenden Background-Gesang, einen Hauch von Gospel, Southern-Soul und Muscle Shoals-Flair! Schöne Country-Geschichten, wie sie beispielsweise ein Kris Kristofferson zu erzählen hat, kommen einem bei dem wundervollen "Yesterday's gone" in den Sinn. Großartiger 3/4-Takt! Äußerst gelungen auch hier wieder die wohl dosiert eingesetzten Fiddle- und Steelguitar-Ergänzungen von Aubrey Haynie und Russ Pahl. Was sind das für exzellente Musiker! Weitere Highlights eines durchweg sehr starken Albums sind beispielsweise das "heiße", swampige, southern-funkig groovende, bluesige "Millionaire's wife" mit "Killer"-Background-Gesang von Angela Primm und Gale Mayes (erinnert gar an die unvergessenen Delaney & Bonnie), der pure, ein wenig an den guten alten Marty Robbins erinnernde Country-Waltz "Continental farewell", der im mittleren Bereich zu einer flotten Western Swing-Nummer wird, das dezent jazzige, Tango-inspirierte, in einen lateinamerikanischen Mambo-Rhythmus abdriftende, edle "Million dollar baby", das von trockenen Banjo-Riffs begleitete, wunderbar melodische, Gospel-beeinflußte "Surrounded by love", das bluesig groovende, flotte "If you don't love me, baby (just le me go" (hat Hal Ketchum zusammen mit Big Al Anderson vor etwa 10 Jahren geschrieben, in der Hoffnung, dass die Nummer vielleicht eines Tages jemand wie Bonnie Raitt oder Tony Joe White aufnehmen könnte), das etwas folkige, wunderbar flockig lockere, sehr melodisch ins Ohr fließende, mit tollem Mandolinenspiel garnierte und von einem gewissen Tejano-/Ranchera-/Border-Flair tangierte "Down along the Guadalupe", oder auch die exzellente Coverversion von Tom Waits' "Jersey girl", dem Ketchum ein tolles, von wimmernder Steelguitar unterstütztes, Honky Tonk Balladen-Flair einhaucht. "Father time" ist kein Album für die moderne "Einmal gehört-/Wegwerf-Gesellschaft"! Es wächst mit jedem Hören! Ein amerikanischer Kritiker umschreibt es sehr treffend mit folgenden Worten: It's a warm, welcoming set that won't reach the top of the charts, and is far from the slick rockist contemporary Nash Vegas country, but so what? This is an adult album of very classy tunes recorded in an organic way; it's polished but it's inviting instead of insistent. These songs get your attention subtly and deliberately; they invite you into Ketchum's world to share in their stories while reflecting on your own. Excellent". Alternative Countrymusic "für Erwachsene"! Etwas zum Zeitnehmen, Zuhören und Genießen! Ganz starke Leistung von Ketchum!
Die Tracklist:
1 Invisible - 3:50
2 Yesterday's Gone - 4:06
3 Millionaire's Wife - 4:11
4 Million Dollar Baby - 4:58
5 Ordinary Day - 3:05
6 Continental Farewell - 3:10
7 Surrounded by Love - 2:53
8 The Day He Called Your Name - 3:51
9 The Preacher and Me - 4:40
10 If You Don't Love Me, Baby (Just Let Me Go) - 3:03
11 Sparrow - 4:20
12 Down Along the Guadalupe - 4:25
13 Jersey Girl - 3:42
14 Strangest Dreams - 4:58
|