"A soulful singer and a world-class guitarist" lautet die bemerkenswerte, und wie wir finden, auch völlig richtige Aussage eines amerikanischen Journalisten über Keith Xander, den Gründer und Frontmann der britischen Formation Xander and the Peace Pirates, denn der Bursche mit der wunderbaren Tenorstimme und exzellente Gitarrenzauberer kam ohne rechten Unterarm zur Welt und bearbeitet die 6 Saiten mit einer entsprechenden Unterarmprothese - angesichts seiner fantastischen Lead Gitarrenarbeit bewundernswert und fasnierend zugleich. "Order out od Chaos" ist das zweite, beeindruckend starke Werk dieses Quintetts, dem neben Keith Xander (lead vocals, lead guitar) noch dessen Bruder Stu Xander (acoustic guiar), Mike Gay (guitar, slide guitar, vocals), Joel Goldberg (bass) und Adam Goldberg (drums) angehören. Die musikalischen Wurzeln der Band liegen gleichermaßen im Blues, Rock und Soul, was dazu führt, dass ihnen hier eine hinreißende, von vielschichtigen, klangvollen Gitarren bestimmte, exquisite Melange aus höchst melodischen, eingängigen, im positivsten Sinne auch radiotauglichen Blues-, Rock-, Bluesrock-, Soul-, R&B- und Retro Softrock-Anlagen gelungen ist, die mit ihrer vorzüglichen Qualität und den aussagekräftigen Lyrics die Zuhörer voller Magie einfängt. Entdeckt wurde die Band über einen Youtube-Clip von Henry Juszkiewicz, dem früheren CEO von Gibson Guitars, was den Jungs in Windeseile eine Menge Reputation einbrachte. So avancierten sie für 5 Jahre zur Hausband des legendären Cavern-Clups in Liverpool und supporteten bereits ausgedehnte Tourneen solcher Leute wie etwa Joe Bonamassa, Joe Satriani und Bon Jovi. Die Erwartungen an ihr neues Album waren dementsprechend hoch - und sie werden zu 100% erfüllt. Der durchweg transparent satt angelegte Sound der klangvollen, "echoing guitars" bilden einen prächtigen Rahmen für Keith's hervorragenden, angenehmen Gesang. Die Songs, zumeist im Midtempobereich, lassen trotz einer oft "softigen" Note und der wunderbaren Melodien niemals ihre Blues-Roots und souligen Tendenzen vermissen. Die Band spielt, vor allem auch in den Instrumentalbreaks und bei den großartigen Gitarrensoli, stets mit einer kräftigen, knackigen Rock-Würze. Genau dies ist gleich zu bewundern bei dem großartigen Opener "We cry" einem durchaus kraftvollen, flüssingen, dabei eingängigen, saftig soundenden Midtempo Soul-/Bluesrocker, garniert mit dezent funkigen Riffs und wunderbar effektvoller Lead Gitarre. Ein gewisses Seventies-Feeling und ganz dezente Vibes von Neil Young und CCR scheinen umher zu wabern. Keith Xander's klasse Gesang steckt voller Ausstrahlung, das herrlich bluesige, quirlige Gitarrensolo ist 1A und die Melodie, vor allem im Refrain, exzellent. Das folgende, sehr schöne "Leave the light on" basiert auf einem leicht "Running Up That Hill"-verwandten Drumbeat, verbreitet aber gleichzeitig ein leichtes R&B- und Soul-Feeling, verbunden mit einer deutlich "amerikanischen Tönung" in Xander's Gesang, die gar eine gewisse Eagles-Note suggeriert - eine verrückte Kombination, die schlußendlich aber wundervoll funktioniert. Eine klasse Nummer mit einer tollen Melodie und fingerfertigem, bestens hängen bleibendem, glänzendem Gitarrensolo. Jede Menge swampiges Southern-Flair zieht sich durch den, von großartigen Slideguitar-Licks geprägten, souligen, baumstarken Bluesrocker "Soul sailing", der zudem wieder mit einem vorzüglichen, wieselflinken, durch kraftvolle, erdige Wah-Wahs veredelten Gitarrensolo punktet. Ein wenig psychedelisch (schöner Hall in den E-Gitarrenlinien) und sehr retro kommt das anschließende, wunderbar soulige und bluesige "I'm no good at being bad". Das längere, sich in seiner Dynamik stetig steigernde, hallige Slidegitarrensolo bedeutet die sprichwörtliche "Kirsche auf der Sahne". Herrliche Nummer! Wie auch beispielsweise das flotte, umwerfend melodische, voller frischer Gitarren steckende Titelstück "Order out of chaos" (sicher auch eine Nummer, die bestens in das Anforderungsprofil von Alan Nimmo's King King passen würde), das starke, gefällige, mit seinem dezenten Prog-/Western-Flair ein wenig cineastisch anmutende "Breathless", oder das straighte, dampfende, bluesige, Bad Company-affine "Heart stop", bei dem die Band zum Abschluß des Albums noch einmal richtig aus sich rausgeht und kraftvoll abrockt. Die Truppe versteht es ganz ausgezeichnet, Gefühl, melodische Eingängigkeit, kraftvolle, ungemein klangvolle Gitarrenparts und coole, entspannte Grooves miteinander zu vereinen. Das lässt einen, oberflächlich betrachtet, dieses exzellente Werk vielleicht zunächst einmal unter dem Begriff "Soft Rock" einordnen, aber "Order out of chaos" ist so viel mehr als das. Die deutlichen Blues-, Soul-, und Rock-Elemente, verbunden mit den beachtlichen, handwerklichen Fähigkeiten der Musiker und dem exzellenten Songmaterial, sorgen für ein exquisites, hochwertiges Hörerlebnis. Starkes Album einer starken Band, von der wir künftig sicher noch eine Menge hören werden.
Das komplette Tracklisting:
1. We Cry- 4:51
2. Leave The Light On - 4:04
3. Soul Sailing - 3:16
4. I'm No Good At Being Bad - 5:09
5. Order Out Of Chaos - 5:02
6. Into The Water - 5:08
7. Kiss Your Rain - 4:10
8. Breathless - 4:10
9. Fog - 2:26
10. Heart Stop - 2:37
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