Wer sagt, Outlaw Country ist tot? Nix da, Whitey Morgan and The 78's sind eine "rough-hewn, edgy" Honky Tonk Band aus Flint im U.S. Bundesstaat Michigan, die in ihrer großartigen Musik den Spirit von Waylon Jennings, David Allan Coe, Billy Joe Shaver, Johnny Paycheck und Johnny Cash, aber auch den solcher Traditionalisten wie George Jones und Merle Haggard weiterleben lassen. Toller, purer Outlaw Country, Honky Tonk, Traditional Country, Old School Country, oder, wie es ein U.S.-Rezensent treffend ausdrückt, "hard-edged, 2-stepping, beer-soaked barroom music" - das ist es, was die "78's" mit viel Herz zelebrieren. Die musikalischen Roots liegen dabei deutlich in den frühen Siebzigern, in der rauen, "rowdy" Countrymusic, mit der Waylon & Co. damals unaufhaltsam auf Nashville zurollten und begannen in den Charts Einzug zu erhalten. Doch Whitey Morgan (der Bursche heisst mit richtigem Namen Eric Allen) und seine Freunde schlagen eine, von zwangloser Unbekümmertheit und viel Frische geprägte Brücke zwischen diesen Retro-Roots und modernem, zeitgemässem Honky Tonk des 21. Jahrhunderts. Alles wirkt dabei ungemein authentisch und ehrlich. Die Burschen sprechen mit ihrer Musik viel mehr den über den Highway knatternden Biker oder hart arbeitenden Farmer an, als die jungen "Hochglanz-Cowboys" Nashville's. Das kommt kraftvoll, gleichzeitig aber sehr lässig, cool und geradlinig rüber. Mit viel Herz eben. Morgan verfügt über eine für das Genre geradezu prädestinierte, tolle Stimme - "rowdy", staubig, tief, Whiskey-resistend, irgendwo an der Schnittstelle zwischen Waylon und dem "Man in Black". So singt ein echter Outlaw. Damit würde er auch glatt als einer der berühmten "Highwaymen" (Cash, Jennings, Kristofferson, Nelson) durchgehen. Weitesgehend werden die Songs in einem sehr angenehmen Midtempo präsentiert, immer mal wieder unterbrochen von einem flotteren Track oder einer Ballade. Transparente Gitarren aller Art (akustisch, elektrisch, Baritone) spielen bei den Arrangements die dominierende Rolle, wobei aber auch die surrende Fiddle und vor allen Dingen die immer wieder traurig heulende Pedal Steel nicht wegzudenken sind. Es passt alles wunderbar zusammen und wird rhythmisch von adäquat in Szene gesetztem Bass- und Schlagzeugspiel perfekt ergänzt. Das Album, übrigens eingespielt in Levon Helm's Woodstock Studio "The Barn", enthält 7 von Whitey Morgan, aka Eric Allen, geschriebene Eigenkompositionen und 4 ausgewählte Covers, die von vorn bis hinten jeden "working class outlaw who loves country music to the core" begeistern werden. Los geht's mit einem prächtigen Remake des alten J. D. Loudermilk-Klassikers "Bad news", den Whitey und seine Mannen in einer herrlich knackigen, unterschwellig angerockten Fassung präsentieren. Tolle Melodie, klasse E-Gitarren, inklusiver zweier exzellenter Telecaster-Soli und grandioser Pedal Steel-Einsätze von Gast Larry Campbell (u.a. langjähriger Sideman von Bob Dylan). Es folgt der großartige, raue, urige, ebenfalls von wunderbarer Pedal Steel durchzogene Barroom Honky Tonker "Turn up the bottle", der eindringlich und überaus authentisch die Erinnerung an eine enttäuschte Liebe zum Thema hat, die man wohl nur im stark alkoholisierten Zustand ertragen kann, während, aus der Jukebox klingend, niemand geringerer als George Jones den Schmerz mit einem teilt. Weitere Highlights: Die herrlich melodische, relaxte, dennoch "roughe", "rural" Outlaw Country-Nummer "Memories cost a lot" (eine alte Hank Cochran-Komposition) mit seiner klasse Fiddle, der jaulenden Steel und tollen Baritone E-Gitarre, der erdig nach vorn "galoppierende", dreckige Country-Blues-/Honky Tonk-Boogie "Buick city" mit seinem tollen "Rambling"-Feeling (klasse Harp-Spiel, großartige Electric Slide Gitarre, inklusive eines würzigen Solos), die herrliche "Pure Country"-Nummer "Cheaters always lose", wieder instrumentiert mit schöner Baritone E-Gitarre, heulender Pedal Steel, sägender Fiddle und feiner, wohl klingender Mundharmonika (exzellenter, trauriger Outlaw-Gesang), das urige "Honky Tonk queen" mit seinem starken Saloon-Flair, u.s.w, u.s.w., bis hin zu dem Spaghetti Western-kompatiblen "Long road home"! Ein ganz starkes Album von Whitey Morgan and seinen 78's! Nein, Outlaw Country ist nicht tot! Im Gegenteil! "Move it on over, there’s a new sheriff in town"...
Das komplette Tracklisting:
1 Bad News - 5:17
2 Turn Up the Bottle - 3:43
3 Memories Cost a Lot - 3:51
4 Buick City - 3:11
5 Meanest Jukebox in Town - 2:24
6 Cheaters Always Lose - 3:10
7 Hard Scratch Pride - 4:59
8 Honky Tonk Queen - 3:17
9 Where Do Ya Want It? - 2:45
10 I Ain't Drunk - 3:00
11 Long Road Home - 5:03
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