Bärenstarkes, drittes Studio-Album des grandiosen texanischen Singer-Songwriters Bleu Edmondson und seiner großartigen Band, das dieser Truppe nun endgültig die Aufmerksamkeit bescheren sollte, die ihr zusteht. "Bleu Edmondson doesn't sing rock and roll; on "Lost Boy" he bleeds it", feiert ein amerikanischer Journalist das neue Werk - und er hat recht. Ungemein authentisch, voller Charisma und mit einem ungeheuren Gespür für atmosphärisches, intelligentes und gleichzeitig eingängiges Songwriting gelingt Edmondson ein regelrechtes Roostrock-"Killer"-Album. Eigentlich ein "Junge" der schier unerschöpflichen texanischen "Red Dirt"-Szene, verwurzelt in den rootsigen Countryrock-Fundamenten zwischen Texas und Oklahoma, sticht Edmondson mit seinem unwiderstehlichen Stil genauso angenehm wie deutlich aus der Masse heraus, denn in seinen Stücken verarbeitet er zum einen eine ordentliche Prise Southern-Flair und zum anderen voller Stolz und deutlich hörbar die Einflüsse seines großen "Helden" Bruce Springsteen - eine tolle, packende Kombination! Das Resultat: Voller Energie und Power steckender, durchaus rauer, dabei aber traumhaft melodischer Texas "Red Dirt"-Rootsrock mit unterschwelligen Countryrock-Anlagen, massiv durchzogen von erdigen und straighten Heartland-/Midwestern-Rock-Trademarks (z.B. eines John Mellencamp) und der so typisch amerikanischen Songwriting-Philosophie eines jungen, "wilden" Springsteen! Edmondson's prächtige, durchaus etwas Southern-getränkte, raue, kraftvolle, mit viel Seele und Intensität behaftete, ausdrucksstarke Stimme und der dreckig rockige, viel texanischen Staub aufwirbelnde Gitarren-orientierte Sound der Band harmonieren geradezu perfekt mit der wunderbaren Melodik, die der Protagonist seinen Songs mitgegeben hat. Dazu erhöht sich der Spannungsbogen stetig durch die sehr abwechslungsreichen Arrangements! Der Bursche ist ein grandioser Songwriter mit der Fähigkeit knallenden, abgehenden Americana Rock'n Roll, aber auch umwerfende, so einzigartig rootsige, erdige, von einer gewissen "ungezügelten, wilden und verlorenen Romantik" geprägte, würzige Balladen zu zelebrieren. Immer wieder geht es in seinen Texten um die besagten "lost boys," "rejects," "sinners," "saints," "Southern sons" und "suicide girls" abseits der amerikanischen "Gewinner"-Gesellschaft. Musikalisch eingepackt ist das Ganze vorwiegend in satte E-Gitarren, immer mal wieder unterstützt von ausgewogen dosierten Piano- und Orgel-Einsätzen. Gleich zu Beginn des Albums gibt's mit "American saint" eine absolute "Hammer"-Nummer: Ein ruhiges Piano-Intro, langsam setzen die E-Gitarren ein, das Tempo zieht an, der Drummer erhöht die Schlagzahl, und schon sind wir mitten in einem unwiderstehlichen, satten American Rootsrock-Kracher, der alles, was zu einem "texanischen Springsteen" gehört, hergibt. Will einem nicht mehr aus den Ohren weichen! Einfach herrlich, diese raue, heisere Stimme, diese erdigen, würzigen Gitarren, dieser straighte Drive! Natürlich ist auch der typische "Red Dirt"-Dreck präsent! Und diese Melodie - welch eine faszinierende Kombination! Man bekommt regelrecht Gänsehaut! In ähnlichem Fahrwasser bewegt sich das anschließende "Last call"! Klasse Melodie, tolle Gitarren-Riffs (inklusive eines "brennenden", großartigen Solos), eine schöne Orgel im Hintergrund - rockt einfach wunderbar! Bleu Edmondson und "Red Dirt"-Countryrock-Kollege Wade Bowen sind die Komponisten der nächsten Knüller-Nummer: "Ressurection" (wird der ein oder andere auch von Wade Bowen's "Lost hotel"-Album kennen) ist eine exzellente, hier sehr würzig und "gritty" arrangierte, dabei wundervoll melodische, von fetten E-Gitarren umgarnte (tierisches Solo), pathetische, viel Southernrock-Flair versprühende, rootsige "Red Dirt"-/Heartland Rock-Ballade, die einen sofort in ihren Bann zieht. Eindrucksvoll, welch eine Authentizität und welch eine Ausstrahlung die Band versprüht! Auch bei dem folgenden, exzellenten "The echo (maybe tonight)" ist das nicht anders. Es handelt sich erneut um eine großartige Ballade, die zunächst recht verhalten beginnt, dann aber immer kraftvoller wird, um schließlich voller knisternder Spannung und Atmosphäre zwischen ruhigen und Energie geladenen Momenten hin und her zu pendeln. Auch hier wird neben den texanischen "Red Dirt"-Charakteristika wieder der Einfluß Springsteen's deutlich, insbesondere auch durch die wunderbaren Saxophon-Ergänzungen in der Art eines Clarence Clemons. Tolle Melodie! Volldampf voraus geht's dann wieder mit dem prächtigen Heartland-/Country-/Rootsrock-Knaller "Jesus is cryin'", vollgepackt mit fetten Gitarren und einer dezent im Hintergrund agierenden Geige. Balladesk rootsig wird's erneut beim starken "Back to you", wie auch beim anschließenden "Finger on the trigger", das mit seinen großartigen, würzigen Gitarrenlinien vor Southernrock-Flair (Lynyrd Skynyrd, The Marshall Tucker Band) nur so trieft, gleichzeitig aber auch von den "Red Dirt"-Spuren solcher Bands wie Cross Canadian Ragweed & Co. geprägt ist! So gibt sich Edmondson bis zum Ende des Albums nicht den Hauch einer Blöße! Was wir erleben, sind gut 48 Minuten genauso zeitlosen, wie aktuellen American Rootsrock der absoluten Spitzenklasse! Einfach famos! In Texas ist das Album bereits ein Top-Seller, nun muß "nur" noch der Rest der Welt diesen großartigen Burschen und dieses Pracht-Werk entdecken. Also, los geht's...
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