Die Marshall Tucker Band lässt mit ihrem neuen Studioalbum (selbst bei der Covergestaltung) den Spirit der frühen "Capricorn years" wieder aufleben! Überzeugte die Band vor 3 Jahren mit "Beyond the horizon" schon mit einer überraschend starken Vorstellung, so ist die Leistung diesmal glatt noch einen "Tick" stärker! Wieder mit Original-Sänger Doug Gray (hat das Album diesmal auch produziert) und den beiden Gitarristen Chris Hicks und Stuart Swanlund als Kern der Band (weiter sind dabei Pat Ellwood am Bass, Barry Borden an den Drums, David Muse an Flöte und Saxophon, sowie diverse Gäste - u.a. Paul Hornsby, Melvin Seals von der einstigen Jerry Garcia Band und das frühere MTB-/Toy Caldwell Band-Mitglied Tony Heatherly) erinnern die neuen Songs immer wieder an die guten alten Zeiten von "Searchin' for a rainbow", "A new life", "Long hard ride" oder "Running like the wind". Auch Bezüge zu der frühen Charlie Daniels Band, mit der die "Tucker-Boys" schon immer eine innige Freundschaft verband, sind spürbar, vor allem in Richtung solcher Songs wie "Long haired country boy". Weitestgehend sehr entspanntes, relaxtes Material, was allerdings nicht heißt, daß es hier an Spielfreude mangelt. Überhaupt nicht! Die Band wirkt voll auf der Höhe, inspiriert und frisch wie schon lange nicht mehr. Sie besinnen sich auf ihre Roots, bewahren ihre typischen Charakteristika und schaffen es damit auch rund 35 Jahre nach ihrem Debut noch immer diesen unvergleichlichen Sound zu kreieren, der sie einst zu einer absoluten Institution des Southern Rock hat werden lassen! Das wirkt alles andere als "angestaubt"! Immer wieder weht durch die Songs ein feines, überaus angenehmes Countryflair. Doch auch ihre typischen, Roots-, Blues- und Jam-Elemente sind vertreten, die von früher bekannte Jazz-Exkursionen fehlen jedoch fast vollständig. Ein paar flotte Nummern, viele Midtempo-Tracks und die ein oder andere Ballade ergeben eine wirklich hervorragende, ausgewogene Songauswahl, die von den "Credits" her schon an die guten alten Zeiten erinnert. Immerhin hat an drei der neuen Songs Original-Mitglied George McCorkle mitgewirkt (ob der vielleicht bald wieder bei der Band einsteigt?...), ein Song stammt gar noch aus der Feder des legendären Gitarristen Toy Caldwell! Hier ein paar der Highlights: "The guitar playing man" (flockiger, lockerer Rhythmus mit schöner Acoustic-Lead Gitarre, dezenten Flöten-Ergänzungen, klasse Steelguitar-Fills und einem wunderbaren "Mexican-Flair"); "Come runnin' like a friend" (starke Southern-/Countryrock-Ballade mit klasse E-Gitarren-Hooks, im Hintergrund agierender Hammond-Orgel, einer unaufdringlichen Fiddle und passenden Steelguitar-Klängen); "Travelin' man" (ein baumstarker, glühender, swampiger, funkiger, drückend groovender Southern Rocker mit toller Bluesharp, fetter Slide-Gitarre, inklusive eines großartigen Solos, und einem exzellenten Lead-Vokalisten Chris Hicks, "who sings his heart out on this one"); "I love you that way" (grandiose, ungemein gefühlvolle, rootsige, wunderbar ins Ohr gehende Southern-/Blues-Countryrock-Ballade, vorgetragen im Duett Lead-Gesang zwischen Chris Hicks und der mit einer tollen Stimme gesegneten Tochter von Doug Gray, Gabrielle Gray); "Cold steel" (flotter,sehr starker, Charlie Daniels-mäßiger, klassicher, countryinfizierter Southern Rocker mit exzellenten E-Gitarren-Läufen und prima Gesang von Doug Gray); "A sad cowboy song" (wunderbarer Southern-/Country-Waltz in einem klasse Steelguitar-/Acoustic Gitarren-/E-Gitarren-/Mundharmonika-Gewand); "Crossroad" (starke Twin-Gitarren, ein leicht funkiger Groove, der sich zu einer typischen "Tucker-Jam" entwickelt); oder auch "Jesus never had a motorcycle" (astreine, kraftvolle Southern Rock-Ballade mit einem satten E-Gitarren-Finish)! Das "nächste Abenteuer" der Marshall Tucker Band hat begonnen, doch es ist eines, das die vielen Fans dieser Southern Rock-Legende absolut zufriedenstellen dürfte. Schließen wir uns als Resümee den im Booklet nachzulesenden Worten des "Gritz"-Herausgebers Michael Buffalo Smith an: "It's The Marshall Tucker Band, American by birth and Southern by the grace of God"! Prima Leistung, Jungs!
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