Wow! Nach einigen Acoustic-Ausflügen ist der Mann aus Oklahoma mit einem elektrischen Meisterwerk zurück - und was für eines! Bärenstark! Dreckiger, zündender Roots-/Bluesrock mit ungemein viel "Feeling"! Grandioses Songmaterial, prächtiger Gesang, meisterhaftes Lead-Gitarrenspiel von Selby - und immer eine angenehme, wunderbar hängen bleibende Melodik! Herrlich, wie man den "Staub" in dieser Musik spürt, diese unterschwellige, drückende Schwüle, die Intensität, ebenso wie eine stets präsente, wohl duftende Southern-Brise! Mark Selby gilt, ähnlich wie Tom Hambridge, in der amerikanischen New Country- und Americana-Welt, vor allem auch in Nashville, als einer der angesagtesten Songwriter für die dortigen Größen. Unzählige seiner Songs wurden zu Hits! Doch in seiner "Freizieit" ist es seine Berufung selbst Musik zu machen - und dort gehört seine Liebe eindeutig dem Roots- und dem Bluesrock. Selby ist ein absolutes Allround-Talent. Er ist nicht nur ein "Star" unter den amerikanischen Songwritern, nein, der Mann ist ein großartiger Sänger, ein charismatischer Performer und vor allem ein Wahnsinns-Gitarrist, dessen versiertes, glühendes Spiel so manchen der vermeintlich etablierten Gitarrenheroes ganz alt aussehen lässt. Für sein neues Werk "Nine pound hammer" hat sich Selby im Sommer 2007 für einige Wochen in die Berge Colorados zurückgezogen um zusammen mit seiner Ehefrau Tia Sellers, ebenfalls eine in Nashville total angesagte und erfolgreiche Songwriterin, an dem neuen Material zu feilen. Herausgekommen sind wahre Songperlen des Roots-/Bluesrock, die Selby ohne jeden aufgemotzten Schnickschnak, erdig, direkt und ungeheuer intensiv mit seinen beiden großartigen Mitstreiten Charles Anderson am Bass und Daryl Burgess am Schalgzeug in Trio-Besetzung eingespielt hat. Was für wunderbare Grooves, welch (bei aller Wahrung des rootsigen "Drecks") herrliche Melodien, was für facettenreiche, mal lockere, mal regelrecht überkochende, glühende Gitarrenläufe! Seine Einflüsse von J.J. Cale über John Hiatt bis hin zu Stevie Ray Vaughan kombiniert er auf grandiose Art und Weise mit seinen eigenen Ideen! Ein kurzes, dreckiges Slide-Lick, trockene E-Gitarren-Riffs, dann eine dumpf, wie ein "Nine pound hammer" donnernde, drückende Bass-Drum in Verbindung mit einem Tambourine, der Drive nimmt zu, Selby's großartiger Gesang setzt ein - und schon ist der baumstarke Opener, das Titelstück, in vollem Gange: Ein gewaltig groovender, toller, kraftvoller, pulsierender Roots-/Bluesrocker von einer Klasse und mit einem Feeling, das sowohl die Freunde eines John Hiatt, eines David Grissom und dessen einstiger Band Storyville, eines Stevie Ray, bis hin zu Gov't Mule (!) begeistern dürfte Brillantes Gitarrenspiel mit Dual-Leads und Parallelgesang, sowie mit herrlich variablen Läufen! Weiter geht's mit dem nicht minder starken, von kochenden Riffs und dezenten Funk-Lines umsäumten Bluesrocker "I should know better", dessen Rhythmus prima in die Beine geht. Irre starkes, vielseitiges, immer wieder von kleinen, versteckten, dennoch markanten Raffinessen geprägtes Gitarrenspiel des Meisters, erneut ein klasse Groove und exzellenter, souliger, weiblicher Background-Gesang sorgen für eine würzige, aufgeheizte Szenerie. Stark auch die kurzen Slidepassagen! Locker, dabei sehr emotional, dennoch kraftvoll und vor allem ungemein erdig (herrliches Desert-Flair), bringt Selby den folgenden, prächtigen Rootsrocker "Cold one closin' in" zu Gehör, dessen großartige Melodie, dieses Americana-mässige "Ghost Town"-Feeling und tollen Gitarrenläufe sich lässig und unwiderstehlich in unseren Ohrmuscheln tummeln. Das Gitarrensolo ist famos! Der nächste Knüller steht mit dem überragenden "Buck-fifty & a flat-head Ford" auf dem Programm: Dreckiger, groovender, rauer, aber wunderbar melodischer, rootsiger Swamp-/Blues-/Southern Rock voller Lynyrd Skynyrd-Flair, aber auch mit Spuren von Little Feat oder den Radiators! Wirbelt den Staub in den Deltas gehörig auf und lässt die Sümpfe brodeln. Tolles Zusammenspiel von trockenem Dobro, kochenden Riffs, groovenden Rhythmen und glühenden Slide-Ausflügen! Und bei dem straighten, fetten "Leveler, reveler" gibt Selby danach einen abgehenden Bluesrocker zum Besten, der Kollegen wie den Buddaheads, Indigenous oder Joe Bonamassa in nichts nachsteht! So geht das munter weiter: Ob auch mal mit einem wunderbaren, hypnotischen Slow-Blues ("Baby I do"), dem dreckigen, irgendwo zwischen ZZ Top und John Lee Hooker angesiedelten, astreinen Bluesrock-Boogie "Sure hope it ain't a train" (was für eine glühende Lead Gitarre), dem AC/DC-like Rock-Kracher "Dangerous game", oder der traumhaft melodischen, wunderschönen Roots-/Blues-Ballade "Guitar in the rain" - Mark Selby zaubert ein Highlight nach dem nächsten aus dem Ärmel! Erstklassig produziert hat das Werk wieder, wie schon seine früheren Alben, sein alter Spezi Brent Maher (in Zusammenarbeit mit Selby selbst), einer der absoluten Star-Produzenten Nashville's! "Nine pound hammer" ist so etwas wie der legitime Nachfolger zu Selby's 2002er-Knüller "Dirt" - und der Meister hat es geschafft die damals schon gewaltig hohe Messlatte nochmal locker zu überspringen. Mitreißender, intensiver und prächtig hängen bleibender Roots-/Bluesrock von meisterlicher Qualität!
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