Mark Collie ist zurück - und er rockt! "Book of my Blues" heißt sein bärenstarkes, neues Album - erst sein sechstes überhaupt und das erste mit neuem Studiomaterial seit 15 Jahren. Und dann solch ein Auftritt - wow! Mark Collie, in den Neunzigen einer der vielversprechendsten New Country-Künstler Nashville's, war schon damals für seinen kraftvollen, knackigen Stil bekannt, in dem er, seinen sowohl im klassischen Country, als auch im Rockabilly verwurzelten Einflüssen entsprechend, traditionelle Country-Elemente mit viel rockigen Flair verband. Es sprangen seinerzeit durchaus einige Hits heraus, die ihren Weg in die Top 10 der damaligen Billboard Country-Charts fanden (einige werden sich sicher noch an das herrliche "Even the Man in the Moon Is Cryin’" aus dem Jahre 1992 erinnern, das es zum Beispiel bis auf Platz 5 schaffte), doch der ganz große Durchbruch blieb ihm unverständlicherweise verwährt. Seine Majorlabel-Verträge war er demzufolge schnell wieder los und es wurde ruhiger um ihn, zumal er mit einer schweren Diabetes zu kämpfen hatte. Dennoch trat er von Zeit zu Zeit immer wieder live auf, trat aber auch mit einigen Schauspiel-Engagements in Erscheinung. Seine große Liebe zur Musik hat er nie verloren und so veröffentlicht er gut 30 Jahre nach dem Erscheinen seines Debutalbums nun dieses fantastische, neue Werk. "Book of my Blues" ist vom Thema her ein reines Konzeptalbum, angelehnt an die graphische Novelle "Rockabilly Hitman", eine Zusammenarbeit zwischen Collie und dem Filmregisseur Jonathan Hensleigh (u. a. die 2004er Verfilmung von "The Punisher", bei der Mark Collie auch mitspielte). Sie handelt von die Heldentaten des Rockabilly-Sängers Jesse Wayne Hardin, der nachts ein Rächer des Bösen ist, während er die ungemütlichen Nebenstraßen von Muscle Shoals nach Memphis und dem Mississippi-Delta nach Music City bereist. Großartig angepasst an diese Thematik ist die musikalische Umsetzung. "Book of my Blues" ist ein Knaller von einem satten Gitarren-dominierten Country-/Countryrock-Album, das nicht nur die Countryfans, sondern auch die Rock-, Rootsrock-, Southern- und Heartland Rock-Gemeinde, bzw. die Liebhaber, die all diese Stilarten miteinander kombiniert mögen, begeistern dürfte - straight, lean, retro, weitab vom Mainstream, dreckig, rau, unbeschwert, kompromißlos, voller urwüchsiger, leidenschaftlicher Energie. Traditionelle, erdige, reine (Outlaw) Honky Tonk-Nummern, aber auch die haben durchaus Biß und einen rockigen Drive, paaren sich mit kraftvollen Gitarren-Rootsrockern, dass es die wahre Pracht ist. Collie, der bis auf 3 Coverversionen (Carl Perkins' "Matchbox", "Hey Boba Lou" - geschrieben Ronnie Hawkins, Jacqueline Magill und The Band's Robbie Robertson sowie den Roy Acuff Klassiker "Night Train to Memphis" - geschrieben von Owen Bradley, Marvin Hughes und Beasley Smith) alle Tracks komponiert, bzw. mitkomponiert hat, wird von einer Mannschaft herausregender Nashville-Veteranen begleitet, wie zum Beispiel dem Ausnahme-Gitarrist Kenny Greenberg und Drummer-Urgestein Chad Cromwell, die das Album gemeinsam mit Collie auch produzierten, sowie Dan Dugmore (electric guitar, pedal steel), Mike Rojas (keyboards), Jimmy Carter (bass), Steve Hinson (pedal steel), und so weiter. Los geht's mit dem Titelstück "Book of my dreams" (im übrigen komponiert von Collie und seinem Freund Billy Bob Thornten, der hier auch im Background mitsingt), einem tatsächlich durchaus bluesigen, energiegeladenen, satten Rocker, vollgepackt mit fetten, brodelnden Gitarren und kernigen Drums. Die Basis ist herrlich dreckig und rootsig. Die (Slide)Gitarren glühen und brennen, die Band macht ordentlich Druck. Mark Collie hat eingestöpselt - super "geil"! Die Energie bleibt auch mit dem folgenden, straight und fetzig stampfenden Outlaw Countryrock-Kracher "Born ready" hoch, die Band ist weiterhin "on fire". Cromwell trommelt wie ein pochendes Uhrwerk, die Gitarren fetzen und eine Steelguitar jault im Hintergrund. Enthält ein tolles Baritone Guitar-Solo. Auch die Melodie ist klasse. Mit dem wunderbaren "On the wings of your love" schließt sich die erste Ballade an. Das ist erstklassiger, ungemein melodischer, reiner Outlaw Country in bester Waylon Jennings-Tradition. Obwohl es ein wenig ruhiger zugeht, als bei den ersten beiden Nummern, spielen die Musiker (u. a. starke Pedal Steel Guitar) herrlich ungezwungen und zwanglos, mit einem unterschwellig rockigen Vibe, schön rau, fernab jeden glattgebügelten Nashville-Mainstreams. Dann wird wieder gerockt. "Right or wrong" erinnert in seiner Dynamik gar an den Heartland Rock eines Bob Seger, während wir mit dem prächtigen "Holly Springs" allerbesten, knackigen, southern-fried Swamp-Countryrock serviert bekommen, begleitet von cool und lässig gezupften Banjo-Klängen, kochenden Gitarrenriffs und einem kernigen, satten E-Gitarren-Solo im Break. Fantastischen, zwanglosen, von viel Energie getragenen Honky Tonk, durchaus Johnny Cash-like und wieder mit wunderbar rockiger Note, bietet das von einem ordentlich dreckig satten Gitarrengewand (inkl. Pedal Steel) umgebene "Walk the floor, kill the lights". Große Klasse auch der von glühender Slidegitarre durchzogene und dezenten Orgelklängen begleitete, leicht bluesige Rootsrock-, Rock-, Countryrock-Knaller "A little every day" (toller Drive und Groove), der erneut von starken (Slide)Gitarren und eine klasse Melodie bestimmte, kernige Southern-/Memphis-Rocker "The son of a gun", oder das mit hallenden, saftigen, vielschichtigen Gitarren vollgepackte, zünftige Western-Opus "Hey Boba Lou". Mark Collie selbst bezeichnet die Musik des Albums als Roadhouse Rock, Southern Gothic, Americana, Country und das Album in seine Gänze als "pretty loud and rockin’ in places". Passt alles! Vor allem aber steht eins fest: Mark Collie, seine zünftig rockenden Mitsreiter und dieses prächtige Album machen einfach mächtig Laune. Tolles, furioses Comeback, Mr. Collie!
Das komplette Tracklisting:
1. Book of My Blues - 3:29
2. Born Ready - 2:55
3. Wings of Your Love - 3:31
4. Right This Wrong - 4:27
5. Matchbox - 1:48
6. Holly Springs - 3:46
7. Unfinished Hurting - 3:10
8. Queen of a Hungry Heart (The Wager) - 4:17
9. Sinking Sand - 4:14
10. Hey Boba Lou - 3:16
11. Put the Gun Down - 2:54
12. Walk the Floor, Kill the Lights, Slam the Door - 3:01
13. A Little Everyday - 3:02
14. The Son of a Gun - 3:42
15. Night Train to Memphis - 2:22
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