Ist das eine Freude! Voll im Saft stehender, "pure, driving Country" aus Boston, in einer Frische und mit einer Melodik, die auch in Nashville ihresgleichen sucht. Stan Martin ist bereits so etwas wie ein Veteran der New England-/Massachusetts-Countryszene, der in seiner Heimat ein immenses Standing geniesst. Trotzdem ist sein Bekanntheitsgrad über die lokale Staatsgrenze hinaus gleich null. Auch in Nashville hat man ihn bislang kaum wahrgenommen, obwohl seine Musik nicht nur von außergewöhnlicher Klasse ist, sondern nahezu jeder seiner Songs dermassen viel Chartpotenzial intus hat, dass er die Hitlisten Nashville's gewaltig durcheinander wirbeln würde. Was Martin zelebriert, ist eine geradezu traumhafte, herrlich melodische Mischung aus reinem, traditionellem Honky Tonk, klassichem, sonnigen Bakersfield Country und herzerfrischendem Hillbilly Countryrock voller saftiger, satter, vielschichtger "twangy guitars". Wir finden Spuren von legendären Helden wie Merle Haggard, Buck Owens und Gram Parsons, von Steve Wariner und Vince Gill, bis hin zu The Mavericks, Marty Stuart und vor allen Dingen auch Dwight Yoakam. Martin ist ein Riesentalent, der alles was einen klasse Musiker ausmacht in sich vereint: Er ist ein toller Sänger, ein ganz großartiger Songwriter und darüber hinaus ein grandioser Gitarrist, dessen Einflüsse von James Burton, Albert Lee und Clarence White bis hin zu Pete Anderson reichen. "He plays the fire out of his Telecaster", schreibt ein US-Kritiker. Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Die Arrangements sind überwiegend schön "schmissig" und "rollen" nur so aus den Lautsprechern. Der Sound ist glasklar! Einzelne Songs als Highlights hervorzuheben, wäre anderen gegenüber ungerecht, da sie wirklich alle ihre Reize haben und von höchster Qualität sind. Beispielsweise die überaus elegante, deutlich an die Mavericks oder gar Chris Isaak erinnernde, von einem wunderschönen, nostalgischen Flair durchzogene Country Pop-Nummer "Blue, blue tears", der schwungvolle, knackige, von tollem Gitarrenspiel und einer herrlichen Melodie geprägte New Country-"Hit" "Love ain't that tough", der großartige, pure traditional Barroom Honky Tonker "Missing you Blues", das flockige, knackige, irgendwo in der Tradition eines Hank Williams und Waylon Jennings angesiedelte, vom Text her traurige, aber in einem wunderbar erfrischenden Gewand mit traumhaften, sehr abwechslungsreichen und melodischen Gitarrenlicks präsentierte "Whiskey morning sunrise", die nostalgisch an der Schnittstelle zwischen Johnny Cash und Roy Orbison wimmernde, sehr traditionell fundamentierte Countryballade "Last night I cried over you", der auch auf einem Alan Jackson-Album eine gute Figur abgebende, knackig flotte, honky-tonkin' Countryfeger "A working man ain't working out of me" oder der dampfende, ja fast schon raue, auch bei den Kentucky Headhunters durchgehende Countryrocker "No money" - ein Song ist stärker als der andere. Ein durch und durch vielseitiges, tolles Country-Album, das unter den Countryfreunden eigentlich wie eine Bombe einschlagen sollte! Keine Frage, Stan Martin hat es, das Honky Tonk-Feeling und den Hillbilly-Rock!
Das komplette Tracklisting:
1 Blue,Blue Tears (3.35)
2 Love Ain't That Tough (3.02)
3 Whiskey Morning Sunrise (4.51)
4 Missing You Blues (4.06)
5 A Working Man Ain't Working Out for Me (3.41)
6 Last Night I Cried Over You (3.53)
7 Hard Life (3.27)
8 Are You Still Mine (3.13)
9 Set Me Free (4.03)
10 No Money (2.53)
11 How to Let Go (2.57)
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