Großartiges, neues Rootsrock-/Americana-Album des aus Virginia stammenden Singer-Songwriters, dessen durchaus schon recht lange währende, turbulente Karriere bislang mehr von Downs als Ups gezeichnet war. Unverständlicherweise eigentlich, denn in John Eddie steckt ein Riesentalent mit allen Voraussetzungen in den erlauchten Kreis der etablierten Genre-Garde aufgenommen zu werden. Seit Mitte der 80iger Jahre lebt John Eddie in New Jersey, wo es nicht lange dauerte, bis er einem gewissen Bruce Springsteen über den Weg lief, der sofort von Eddie's Fähigkeiten überzeugt war. Seitdem sind die beiden gut befreundet, nd noch immer kommt es sehr häufig dazu, daß der Boss bei John Eddie's regelmäßigen Auftritten im Stone Pony/Asbury Park spontan auf die Bühne springt um mit seinem Kumpel ein paar von dessen excellenten Songs zu spielen. Seitdem rechnet man ihn zu dem erweiterten Dunstkreis von Springsteen, was auch immer wieder zu entsprechenden Vergleichen führt. Doch, ohne daß er die Einflüsse des Boss ganz leugnen kann, spielt John Eddie ganz klar sein eigenes Ding. Seine musikalische Nähe zu Memphis war immer größer als die zu Asbury Park/New Jersey. So ist er auch bei seinem neuen, in der Szene so beliebten, Label "Lost Highway" bestens aufgehoben und in guter Gesellschaft. "Who the hell is John Eddie" ist eine prächtig gelungene, ausgesprochen starke Singer-Songwriter-/ Rootsrock-/ Americana- /Alternate Country-Scheibe geworden, deren allesamt hervorragend strukturierten und mit ausgezeichneten Melodien versehenen Songs voller Substanz und songwriterischer Kompetenz stecken. Sehr beeindruckend und geschickt verarbeitet er alle Genre-Merkmale, spielt seine Songs staubig und rootsig, mal federleicht und locker fließend, mal folkig, mal herrlich country-infiziert, dann aber auch oft sehr fetzig, roh und dreckig rockend. Die in John's Musik einfließende Bandbreite scheint sich von Ryan Adams, über John Mellencamp, die Stones, John Prine, Chris Knight, Steve Earle, Dan Baird bis hin zu den Replacements zu erstrecken, wobei er, wie gesagt, eine dezente Nähe zu einem countrylastigen Springsteen nicht leugnen kann. Er besitzt eine angenehme, weiche, aber dennoch leicht staubig, heisere Stimme, die astrein zur Musik paßt. Und die Band ist vom Feinsten: Kenny Vaughn und P.K. Lavengood an den Gitarren, Kenny Aaronson am Bass, der fantastische Kenny Aronoff an den Drums und der große Jim Dickinson, der auch produzierte, an den Keyboards! Gäste u.a.: Tift Merritt und Luther Dickinson! Ein paar Song-Beispiele: Es beginnt mit dem wunderbaren, sehr lockeren, schön dahin fließenden, leicht folkigen, von frischen Acoustic Giitarren begleiteten "If you're here when I get back", gefolgt von dem ähnlich entspannten, wie eine Mischung aus Ryan Adams und Springsteen klingenden "Let me down here". Ganz klasse kommt die energische, kräftige, gut abgehende Alternate Countryrock-Nummer "Family tree" rüber, die mit ihren drivin' Acoustic Riffs und der herzhaften, dreckigen Lead Electric-Gitarre etwas an Steve Earle's "Guitar town" erinnert. Noch dreckiger und rauher wird's dann bei "Low life", einem dampfenden Rootsrocker vom Feinsten, der mit seinen fetten Riffs einer Stones/Georgia Satellites-Session sehr nahe zu kommen scheint. Ähnlich dynamisch und roh kommt das derbe "Forty" daher (Dan Baird läßt grüßen - klasse Gitarrensolo), in dem mit schöner Slide begleiteten , knackigen Roots-/Countryrocker kommt sogar ein wenig Kentucky Headhunters-like Southernflair auf, während er dann bei dem melodischen, flockigen, mit schönen, transparenten Gitarren arrangierten Singer-Songwriter-Stück "Everything"wieder einen Gang zurückschaltet! Großartig auch das autobiografische "Play some Skynyrd" über einen Musiker, der in irgendwelchen Bars spielt, wo die Leute aber nicht ihn, sondern viel lieber Bob Seger, Tom Petty oder Lynyrd Skynyrd hören wollen. Offiziell hat die Scheibe 12 Tracks, doch es gibt noch 2 saustarke "Hidden Tracks", die alles andere als Füller sind. Zunächst der dreckige Uptempo-Rootsrocker "Complicated individual" mit rotzigen Riffs und viel Staub im Sound, danach dann das ruhige, balladeske, excellente "Worlds apart". Rund 57 1/2 Minuten klasse Roots-Stoff von "Who the hell is John Eddie", der durchweg richtig Freude macht. Auf jeden Fall wird jeder nach dem Genuß dieses Albums wissen, wer zur Hölle nochmal dieser John Eddie ist - nämlich ein richtig guter Roots-/Americana-Rocker und Singer-Songwriter.
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