Der begnadete, texanische Singer/Songwriter James Lawrence McMurtry gilt als einer der ganz wenigen Songschmiede seiner Generation, dessen einzigartiges Material sowohl bei der Kritik, der Presse, als auch bei den vielen Liebhabern der Roots-/Americana-Szene einen ungemein guten Ruf genießt. Warum das so ist, untermauert er einmal mehr mit seinem meisterhaften, neuen Studioalbum "Childish things"! Geboren in Fort Worth, viele Jahre in Virgina verbracht, nach eigenen Aussagen in seiner Jugend am ehesten von Kris Kristofferson und The Band beeinflußt, begann McMurtry während seiner Studienzeit (Englisch / Spanisch) an der University of Arizona Mitte der Achtziger mit seinen ersten, viel beachteten Auftritten, sorgte beim berühmten "Kerriville Folk Festival " 1987 für Furore und ergatterte 1989 gar einen Major-Deal! Ab da folgten jede Menge großartiger Alben, und nach seiner viel umjubelten Live-CD vom April letzten Jahres, legt sich McMurtry die Meßlatte mit seinem neuen Studiowerk nochmal ein bißchen höher! Das ist große Singer/Songwriter-Kunst! Rau, dreckig, trocken und rockig, hören wir 12 exzellente, in bester, typisch texanischer Singer/Songwriter-Tradition verwurzelte Songs, die in ihren "gritty", staubigen Arrangements wunderbar an der Schnitstelle zwischen Rootsrock und Americana angesiedelt sind, wobei man Elemente eines Steve Earle oder Joe Ely genauso wahrzunehmen glaubt, wie die eines John Mellencamp oder den rauen Gitarren-Charme von Crazy Horse! Und doch klingt McMurtry wie kein anderer, allein schon durch seinen unvergleichlichen, so lässigen, tiefen, nasalen, von einem dezenten "Southern-Vibe" geprägten Gesang. Doch er hat seine Stärken keineswegs nur als Songwriter und Sänger, sondern gilt ebenso, und das wird zuweilen, völlig zu Unrecht, etwas in den Hintergrund gedrängt, als hervorragender Gitarrist. Begleitet wird er von seinen langjährigen Kumpanen, den "Heartless Bastards" (das sind die ausgezeichneten Ronnie Johnson am Bass und Daren Hess am Schlagzeug), sowie ein paar namhaften Gästen, allen voran Joe Ely (Duettpartner bei dem fetzigen Rootsrocker "Slew foot"), Bukka Allen an der Orgel und am Klavier, Warren Hood an der Fiddle und David Grissom an der Gitarre. Es ist schon bemerkenswert auf welch beeindruckende Weise er seine aus großartigen, teils bissigen Lyriks bestehenden Songs in, mal flüssige, mal kantige, immer schön staubig raue, zumeist von würzigen E-Gitarren dominierte Arrangements verpackt, die dann doch als sehr eingängig und mit prima Melodien versehen, prächtig hängen bleiben. Nach dem klasse Opener "See the elephant", ein von wunderbarem Gitarren-, Fiddle-, und Orgel-Zusammenspiel gekennzeichneter, balladesker Midtempo-Rootsrocker, hören wir das herrlich lockere, knackige, genauso dreckige, wie melodische Titelstück "Childish things"! Fantastisch! McMurtry's Gesang klingt so staubtrocken, wie die Gegend aus der diese Musik kommt! Nistet sich in den Ohren fest, wie etwa die Songs eines jungen Jackson Browne in Hochform, wenn er nicht aus Californien, sondern aus Texas käme, und etwas dreckigher agieren würde. Stark auch das herzhafte Gitarrensolo in der Mitte! So reiht sich eine hochkarätige Nummer an die nächste. Zum Beispiel die bärenstarke, hymnische, textlich ungemein engagierte, über 7-minütige, von einem gewissen Steve Earle-Flair gekennzeichnete Roots-Ballade "We can't make it here" mit ihren herzhaften "dirty electric guitars", dem groovenden Schlagzeug und der dezent eingesetzten Orgel, das wunderbare, rau rockende, twangige, von einem vielschichtigen Gitarrensound, inklusive Mandolinen, geprägte "Bad enough", das rhythmische "Restless", die großartige, lockere Alternate Country-/Americana-Nummer "Memorial day" mit ihren tollen Gitarren und der klasse Fiddle, der melodische, "roughe" Rootsrocker "Six year drought", der baumstarke, fetzige, riffige, kantige, "smokin'" Texas Countryrocker "Pocatello", wie auch die finale, exzellente akustische Ballade "Holiday"! Ein durch und durch starkes Rootsrock-/Americana-Album, mit dem James McMurtry nicht nur seine alten Fans einmal mehr vollends begeistern wird, sondern eine Menge neuer hinzugewinnen dürfte. Große Leistung!
|