Saustarkes Country-Album des Frontmannes der U.S.-Rockband Staind, der hiermit die Countryroots seiner Jugend, als er mit dieser Musik aufwuchs, überaus authentisch und glaubhaft verarbeitet. Das Werk ist um Längen stärker als seine letzjährige EP "Town line", denn Lewis verkörpert hier den echten Cowboy und singt seine großartigen Songs mit dem richtigen Twang. Das ist keine "fixe Idee" nach dem Motto "ich mach' jetzt mal ein Country-Album" - nein, das kauft man ihm wirklich ab. Sehr traditionell und durch und durch "real country" (auch textlich) sind die Stücke überwiegend recht ruhig und balladesk, dabei aber auch schön knackig und kraftvoll in einem fein akzentuierten, sehr transparenten, saftigen Sound in Szene gesetzt worden. Verantwortlich für diese fantastische Produktion zeichnen Aaron Lewis und Nashville's legendärer "Hit-Producer" James Stroud (u. a. Toby Keith, Willie Nelson, Clay Walker, Chris Young). Aaron Lewis' Musik ist, wie gesagt, absolut traditionell fundamentiert, oft versehen mit einem schönen, unaufdringlichen Outlaw-Touch, wirkt aber dennoch sehr zeitgemäss. Man hört deutlich die Spuren solcher Helden wie Kris Kristofferson, Waylon Jennings, Willie Nelson und George Jones, aber auch aktuelle Kollegen wie beispielsweise Josh Turner oder Jamey Johnson sind in etwa auf Lewis' Wellenlänge. Klar, Aaron Lewis ist üblicherweise ein Rocksänger, doch er verfügt gleichzeitig über eine geradezu ideale, kraftvolle Countrystimme, die wie gemacht für diese wunderbaren Songs ist. Nicht eine Nummer (alle, bis auf eine, stammen aus Lewis' Feder) fällt ab, allessamt sind sie extrem stark. Die Melodien sind geradezu traumhaft schön. Begleitet wird er von den ganz Großen der Nashville Studio-Szene, wie beispielsweise Eddie Bayers (drums), Michael Rhodes (bass), Brent Mason (electric guitar), B. James Lowry (acoustic guitar), Paul Franklin (steel guitar), Ben Kitterman (dobro) und einigen mehr. Die Arrangements sind vorwiegend sehr Gitarren-orientiert, wobei vor allem Paul Franklin's herrlich wimmernde Pedal Steel, Ben Kitterman's wundervolle Dobro-Begleitung und Brent Mason's saftiges, teilweise richtig kräftiges E-Gitarren-Spiel ins Gewicht fallen. Es passt alles prächtig zusammen. Vor allem Franklin und Mason harmonieren großartig miteinannder und lassen sich zuweilen auf erstklassige Soli ein. Songs wie etwa die knackig inszenierte, dabei hoch melodische, von einem herrlichen Outlaw-Feeling durchzogene Honky Tonk-Ballade "75" (hinreissend heuelende Steel, grandioses E-Gitarren-Picking), das traditionelle, rhythmisch gar an Johnny Cash erinnernde, durchaus erdige, von einer tollen Dobro-Begleitung bestimmte Titelstück "The road" (grandioses, virtuoses, sattes E-Gitarren-Spiel), das lässige, immens gute Laune verbreitende, recht lockere, dennoch knackige, modern neo-traditionell in Richtung Easton Corbin, Craig Campbell gehende, hoch melodische "Endless summer", die patriotische Classic Country-/Outlaw Country-Ballade "Red, white & blue" (traumhaftes Steel-/E-Gitarren-Zusammenspiel, inkl. herrlicher, wechselseitiger Soli), das von schönem Dobro und feinster Steel-/Gitarrenbegleitung bestimmte, wunderbar tiefstimmig vorgetragene "Lessons learnde" (vor dieser Interpretation darf sich Josh Turner durchaus mal verneigen), oder das southern-angehauchte, Waylon-lastige "State lines" repräsentieren dieses Pracht-Album perfekt. Ganz stark auch "Party in hell", alles andere als ein "Party-Kracher", sondern vielmehr eine andächtige, dezent düstere Ballade in bester Jamey Johnson-Manier, bei der im Text einige der großen, gegangenen Helden wie Waylon Jennings, Keith Whitley und Janis Joplin genannt werden. Aaron Lewis ist mit Macht in der Countrymusic angekommen. Dieses Album klingt mehr nach Country wie die meisten der sogenannten "jungen Wilden" aus Nashville ala Jason Aldean, Eric Church & Co., sodass man nur hoffen kann, dass Lewis in Nashville eine echte Chance erhält und seine Musik auch im Countryradio landet. Es täte "Music City" so gut. "I hope people hear the record and realize that this is all me" sagt Lewis über die Songs des Albums und ergänzt: "I'm writing songs about who I am and where I am, just like I've done my whole career. The setting for the songs might be different but they're as honest as anything I've ever done." Gratulation an Aaron Lewis für diese beeindruckende, tolle Scheibe.
Das komplette Tracklisting:
1. 75 - 5:42
2. The Road - 2:49
3. Endless Summer - 3:22
4. Red, White & Blue - 5:42
5. Lessons Learned - 3:24
6. Forever - 4:29
7. Grandaddy's Gun - 3:45
8. State Lines - 2:50
9. Anywhere But Here - 5:07
10. Party In Hell - 4:06
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