Was für ein wunderbares, famoses, mitreissendes Album! Verneigen wir uns ehrfurchtsvoll vor einem "Star"-Gitarristen, vor einem Musiker von Weltklasseformat, der auf eine rund 40-jährige Karriere an der Seite der ganz Großen zurückblicken kann, der aber niemals seine Roots vergessen hat, der den Blues, den Soul, den Rock'n Roll im Blut hat. Paul Warren mit seinem Paul Warren Project beglückt uns mit einem "Hammer"-Album, einem Werk voller hingebungsvoller Spielfreude, voller traumhafter Songs, voller Leidenschaft und Seele. Paul Warren, diesem Namen ist garantiert schon jeder, der irgendetwas mit Rockmusik zu tun hat, irgendwann einmal begegnet - bewusst oder unbewusst. Geboren am 22. Dezember 1953 in Garden City, im U.S.-Bundesstaat Michigan (heute lebt Warren, wenn er nicht mit irgendeinem Weltstar auf Tournee ist, wie momentan mit Rod Stewart, in Detroit), begann der heutige Vollblut-Musiker bereits im Alter von 12 Jahren mit dem Gitarrespielen. Von da an schreitete seine Entwicklung zum wahren "Gitarrenmagier" in Windeseile voran. Bereits in ganz jungen Jahren abancierte er zum Sessionmusiker in den weltberühmten Motown-Studios von Detroit. Dort spielte er mit 17 die Gitarrenparts auf einem Song für eine der größten Motwon-Bands aller Zeiten, die Temptations: "Papa was a rolling stone" war das - jeder kennt diesen Grammy-dekorierten Welthit, jeder hat also schon einmal Paul Warren gehört. Was dann folgte, war und ist es noch immer, eine Weltkarriere. Nach Session-Aufnahmen für viele weitere Motown-Künstler schloß sich Warren zunächst der ebenfalls sehr bekannten Soul-/Jazz-/Rock-Formatione Rare Earth an, ehe er 1975, nach dem Ende der legendären Doors, von deren Keyboarder Ray Manzarek für dessen neue Band "Nite City" als Gitarrist engagiert wurde. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter. Er arbeitete mit u.a. The Ventures, Richard Marx (zu dessen Hochzeiten), Tina Turner, Joe Cocker und, wie schon erwähnt, bereits seit 11 Jahren nun schon für Rod Stewart. Doch seine unglaublichen Fähigkeiten werden erst richtig auf seinem kürzlich erschienenen, eigenen Paul Warren Project ins rechte Licht gerückt. Was für ein Musiker! Das er ein begnadeter Gitarrist ist, ist die eine Seite und wird auf "Round trip" auch deutlicher als je zuvor (seine Gitarrensoli auf dem Album sind geradezu atemberaubend stark), doch Warren ist darüber hinaus auch ein faszinierender Sänger mit einer großartigen, leicht rootsig und bluesig heiser angehauchten Stimme, und ein fantastischer Songwriter (sämtliche Songs stammen aus seiner Feder). Das Albun ist so etwas von stark - man wird von der ersten bis zur letzten Minute von dieser umwerfenden Musik regelrecht gefangen genommen. Dieser Mann hat den Blues und den Bluesrock im Blut, genauso wie den Soul, den knallharten Rock'n Roll und den Rootsrock. Es gibt, und das bei dieser immensen Vielseitigkeit, nicht die Spur eines schwachen Songs. Einmal spielt er hingebungsvollen, rockigen, durchaus traditionell verwurzelten Blues irgendwo zwischen solchen Leuten wie Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan, Alan Mirikitani's Buddaheads und Joe Bonamassa ("High price to pay" - das ausgedehnte Gitarrensolo ist schlicht ein "Hammer"; Warren geht mit einer Intensität, einer Emotionalität, Leidenschaft und Virtuosität zu Werke, als wolle er alle gestandenen Gitarrenhelden an die Wand spielen), dann gibt es krachende, Seventies-based Rocker mit lauten, harten Riffs ala Paul Rodgers' Bad Company ("Love on" - grandioses Wah Wah-Spiel, tolle Melodie), Led Zeppelin ("Made to be loved" - höllische, straighte Power, brillanter Gesang, Wahnsinns Gitarrenspiel) und den Faces ("Sweet sixteen" - furios abgehende, rockin' and rollin' Riffs, ein Mörder-Drive, hämmerndes Piano), und schließlich wechseln der Meister und seine tolle Band einfach mal zu einem herrlich knackigen, wunderbar melodischen, mit einem gepflegten Americana-Flair versehenen Heartland-/Rootsrocker an der Schnittstelle zwischen John Mellencamp und John Hiatt ("She can't go home" - tolles Gitarrensolo gegen Ende). Aber auch seinen Motown-Anfängen zollt er leidenschaftlich Tribut: Das schlicht "Motown" betitelte Stück ist eine herrlich nostalgische, bluesige, soulige Nummer, die einem nicht mehr aus dem Ohr gehen will. Die Gitarren-Licks, Orgel-Fills und die Melodie schlängeln sich in einer geradezu traumhaften Harmonie in unsere Gehörgänge. Dennoch behält der Song stets die nötige Portion "grit" und bleibt damit meilenweit entfernt von aufgesetzten Mainstream-Clichès. Was für ein Groove! Das ist pure Seele, pure Emotion, pure Handwerkskunst. Hinreissend schön! Diese Bewertung trifft auch auf das prächtige "Slow simmer man" zu, einem ebenfalls toll groovenden Soul-, Blues-, Swamp-, Rootsrocker, durch den sich herrliche Gitarrenlinien voller wunderbarem Southern-Feeling schlängeln. Grandios auch der fetzige Opener "Back where I belong", ein dreckiger, dampfender, voll nach vorn gehender, zündender Uptempo Bluesrocker, strotzend vor kraftvollen, rauen Riffs und durchzogen von glühenden Gitarren-Hooklines. Das "Monster"-Gitarrenintermezzo im Break hinterlässt nichts anderes als "blutige" Finger. Toll auch die perfekt ergänzten, grollenden Orgel-Klänge, die dem eh schon saftigen Sound noch mehr Volumen verleihen. Ach ja, Warren's Band-Kollegen... - logisch, dass die ebenfalls auf adäquat hohem Niveau wie der Meister agieren. Die Truppe spielt überwiegend in Quartett-Besetzung. Das sind neben Warren noch der zweite Gitarrist Jason Bone, der ebenfalls das ein oder andere, fantastische Solo beisteuert, John Galvin an den Keyboads und Austin Floyd an den Drums. Die Bass-Parts übernimmt zu großen Teilen Paul Warren selbst (bei dem tollen "Goodbye Loralie spielt er sogar auch noch Schlagzeug), oder Gast Brian Gatjen. "Plenty of ferocious guitar playing, screaming bendings and wonderful tone for one of the best guitar players of all times", "The quality of musicianship and production gives you the feel you are there watching it unfold live in front of you" und "Paul is one of the premiere guitar players of our time. From Rock to the Blues. He hits all the high notes" sind nur einige der vielen, überwältigenden U.S.-Statements zu diesem fantastischen Album. Alle Liebhaber zwischen Blues, Soul, Roots und Rock werden es lieben - und den Gitarren-Enthusiasten wird im Geiste, einerseits aus staunender Verwunderung heraus, andererseits vor grenzenloser Begeisteung, so manches "Unglaublich" über die Lippen huschen. Einfach brillant!
Das komplette Tracklisting:
1. Back Where I Belong 5:07
2. She Can't Go Home 4:54
3. High Price To Pay 5:05
4. Low Self Esteem (A Love Story) 4:53
5. Turn Your Back On Love 4:30
6. Motown 3:31
7. Love On 4:18
8. Made To Be Loved 3:59
9. Slow Simmer Man 3:18
10. Goodbye Loralie 4:53
11. Sweet Sixteen 3:29
12. Gotta Rock 2:45
13. I Love My Baby 0:54
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