Längst gestrichen - rar!
Der aus Tulsa/Oklahoma stammende Travis Kidd galt bisher eher als Geheimtipp in der Red Dirt-Szene und hat vornehmlich durch seine Live-Auftritte von sich Reden gemacht. Doch das wird (muß) sich mit seinem großartigen Album "Midamerica" ändern! Auch im Dunstkreis des Southern Rocks wird dieser Mann seine Fans finden! Er teilte die Bühne schon mit etlichen namhaften Musikern, reichend von Cross Canadian Ragweed, Jason Boland & the Stragglers, No Justice, über die Dixie Chicks, bis hin zu alt gedienten Größen wie J.J. Cale, Hank Williams jr. oder Charlie Daniels, wobei er seine in Eigeregie erstellte Debut-CD bereits zahlreich absetzen konnte. Dieses "Schattendasein" dürfte, wie gesagt, spätestens jetzt beendet sein, seitdem er in den illustren Künstlerkreis des einschlägigen und in der Szene hoch geschätzten "Smith Entertainment"-Labels aufgenommen wurde (u.a. begannen da mal Jack Ingram, Cross Canadian Ragweed, Honeybrowne ist dort untergebracht, ebenso Micky and The Motorcars, Willie Stradlin, die Ryan Bales Band, zuletzt auch die starken Back Porch Mary und die mitreißenden Whiskey Myers, etc.), unter dessen Regie nun sein erstes "offizielles" Werk „Midamerica“ veröffentlicht wurde. Travis Kidd ist ein Allroundtalent. Er ist ein großartiger Sänger, ein exzellenter, überaus versierter, filigraner Gitarrist, ein klasse Songwriter und hervirragender Produzent. Denn auch für die druckvolle, knackige und sehr klar abgestimmte Produktion zeichnet er höchst selbst verantwortlich. Qualität statt Quantität steht bei diesem mit leider nur insgesamt gut 34 Minuten andauernden neun Tracks bestückten (doch die sind durchweg große Klasse - und der günstige Preis ist ja auch nicht zu verachten), erstklassigen Silberling eindeutig im Vordergrund. Schon der Opener ist ein Knüller: "Towman" ist ein kräftiger, bluesiger, von satten, feurigen Riffs geprägter Southern-/"Red Dirt"-Rocker, dessen wunderbares Southern-Esprit einige Reminiszenzen an die ganz große Zeit des Genres aufkommen lässt. Eine klasse Melodie und glühende, dreckige, virtuose Gitarrenläufe Kidd's runden das Geschehen ab. Das Center-Stück des Albums ist aber eindeutig das hinreißende "Oklahoma Sunset" (gibt's gegen Ende nochmal als Akustik-Version mit brillantem Lead Acoustic Guitar-Spiel des Protagonisten), gleichzeitig auch die erste Single. Der seiner Frau gewidmete Song mit viel lokalem Flair erinnert an allerbeste Allman Brothers-, Outlaws- oder The Marshall Tucker Band-Zeiten. Wunderbar rhythmisch, entspannt, mit toller Melodie und herrlichen Twin-Licks durchzogen, dürfte der Song so manchem, gern in Erinnerung schwelgenden, Southern Rock-Enthusiasten wehmühtig die Augen und Ohren feucht werden lassen. Eine grandiose Nummer! Mit dem fulminant abgehenden "Maxine’s Tap Room Boogie" gewährt Travis schließlich einen kleinen Einblick, wie es bei seinen Shows zugehen dürfte. Eine anfangs simulierte Live-Atmosphäre verleiht diesem flotten, herrlich traditionell gehaltenen, "The Georgia Satellites meets The Kentucky Headhunters"-like, Southern- aund Country-rockin' Boogie-Feger die nötige Authentizität. Tolles Lead- und Slide-Gitarren-Spiel von Kidd! Beim unterschwellige funky groovenden, großartigen "Anticipation" können seine starken Begleitmusiker erstmals so richtig in den Vordergrund treten. Matt Emmons am Schlagzeug (knochentrockenes Spiel), Joey Trevino (wunderbar pumpender Bass) und Gast-Gitarrist Dave Thomas (glänzendes, quirliges, rockiges E-Solo) erweisen sich bei dieser, von schönem Marshall Tucker-/Charlie Daniels Band-Flair umgarnten Nummer als die idealen Partner. Im Anschluss daran folgen zwei prächtig gelungene Coverversionen von Stücken aus den Siebzigern: Zum einen wurde der legendäre Warren Zevon-Song "Lawyers, Guns & Money" ordentlich aufpoliert (herrlich rockig), zum anderen gibts eine wunderschöne Fassung des alten Van Morrison-Klassikers "Tupelo Honey", mit viel Countryflair. Hier setzen mit Ray Hamilton (tolles Orgel-Spiel) und Rex Blevins (wunderbare Steelguitar-Passagen), neben der exzellenten Gesangsperformance von Kidd, weitere Gastmusiker die Akzente. Parallelen zur Paradeband des Red Dirt-Circuits, Cross Canadian Ragweed, liegen bei "Let Go Tonight" ganz offen auf der Hand. Travis singt fast in einer Tonlage wie Cody Canada und auch der dynamische Songverlauf weist viele Gemeinsamkeiten auf. Eine fette Nummer mit polternden Drums, pumpendem Bass (schönes kurzes Break) und wieder einem quirligen E-Gitarren-Solo von Dave Thomas. Die bereits am Anfang erwähnte Akustikversion von "Oklahoma Sunset" erinnert vom Gitarrenspiel her dezent an The Allman Brothers Band zu ihren "Brothers & Sisters"-Zeiten. Der Titeltrack am Ende schließlich fällt dann ein wenig aus dem Rahmen. Zum einen handelt es sich um ein reines Instrumentalstück, zum anderen erzeugen Drum-Loops, Synthesizer-Effekte und ein an Steve Miller angelehntes E-Gitarren-Spiel eine beinahe progressive, leicht psychedelische Atmosphäre. Ein recht eigenwilliges Finale, das aber zeigt, mit welcher Vielseitigkeit der Hauptakteur aufwarten kann und das er nicht gewillt ist, sich auf eingetretenen Pfaden zu bewegen. Gut so! "Midamerica" von Travis Kidd ist ein wunderbar kurzweiliges, ein wenig knappes, aber qualitativ sehr hochwertiges Werk geworden. Nein, besser: Es ist ein richtiger "Hit", der in Southern Rock- und "Red Dirt"-Kreisen eine Menge Aufmerksamkeit ernten wird! Eine Art erster Appetithappen und ein vielversprechender Startschuss für einiges an toller Musik, die von diesem Burschen noch zu erwarten sein dürfte. Travis Kidd könnte ein ganz Großer werden, da sind wir uns schon jetzt sicher! (Daniel Daus)
Anmerkung: Die CD ist nicht mehr verschweißt. Dennoch sind Cover, Booklet und CD absolut neuwertig und ohne jeden Makel. Das Album ist mit einer Schutzhülle versehen.
Das komplette Tracklisting:
1. Towman - 3:49
2. Oklahoma Sunset - 4:10
3. Maxine's Tap Room Boogie - 2:50
4. Anticipation - 3:56
5. Lawyers, Guns & Money - 2:44
6. Tupelo Honey - 4:54
7. Let Go Tonight - 4:01
8. Oklahoma Sunset (Acoustic Version) - 4:03
9. Midamerica - 3:32
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